Der deutsche Anthroposoph Arnold Gehlen hat den Menschen ein Mängelwesen genannt. Wir können nicht kämpfen, denn uns fehlen Klauen oder scharfe Zähne. Im Wasser sieht es nicht besser aus. Schwimmen können wir nur begrenzt lange und tauchen geht auch nur für kurze Zeit. Fliegen können wir erst recht nicht. Laufen ist immerhin etwas was wir können – nicht schnell genug um vor Löwen oder Geparden zu flüchten. Aber mit etwas Training sind wir in der Lage relativ lange zu laufen. Einige afrikanische Völker jagen so ihre Beute bis diese erschöpft stehen bleibt. Und dann ist die eigentliche Behaarung für die meisten Klimazonen ungeeignet.
Dennoch ist der Mensch ein Erfolgsmodell wenn man die derzeitige Stellung auf der Erde betrachtet. Wir haben kaum noch artfremde Feinde, die uns gefährlich werden können. Wir können uns nur noch selbst gefährlich werden und tun das ja auch ausgiebig. Mit Mord- und Totschlag und Krieg hat der Mensch sicher schon mehr seiner Art zerstört als es Naturkatastrophe und natürliche Feinde getan haben. Besonders die letzten hundert Jahre haben da sehr viel in der Bilanz den Ausschlag gegeben.
Wie lange gibt es den Menschen?
Die Wissenschaft kann heute nicht ganz genau datieren seit wann es uns gibt. Der eigentlich Menschentyp aus dessen Gene wir uns überwiegend definieren hat wohl vor ca. 300.000 Jahren in Afrika gelebt und ist von dort aus losgezogen um den Rest des Planeten zu erkunden. Frühere dem Menschen sehr ähnliche Varianten (beispielsweise der Neandertaler) ist sogar 1 Millionen Jahre alt und offensichtlich waren uns diese so nahe, dass es zu Vermischungen kam. Jedenfalls kann man Teile der Gen-Sequenz der Urmenschen bei einige Völkern heute noch finden.
Bei 300.000 Jahren blickt man auf ca. 12.000 – 15.000 Generatioen zurück (wenn man unterstellt, dass mit 20 – 25 Jahren sich der Nachwuchs einstellt. Die nachweisbare Geschichte des Menschen beginnt mit Höhlenzeichnungen und ist gerade 40.000 Jahre (1.600 – 2.000 Generationen) alt. Richtige Sesshaftigkeit beginnt dann noch viel später. Und unser Geschichtsunterricht hat nur was Interessantes aus den letzten 10.000 Jahren (400 – 500 Generationen) zu berichten.
Betrachtet man den Menschen im Lichte der Entwicklung dann sind 90% seines Daseins eher von einem mühsamen Jäger- und Sammlerdasein geprägt. Die eigentliche Umkehr der Gefahr von der Natur zur eigenen Art ist erst in den letzten Jahrtausenden passiert. Das ist erwähnenswert wenn man betrachtet, dass Evolution ein sehr langsamer Prozess der Gewöhnung ist. Die Dinosaurier sind ein Beispiel, wie eine ganze Art in wenigen Generationen verschwindet, wenn sich die Lebensverhältnisse ändert.
Auch der Mensch leidet unter einem solchen Anpassungsprozess. Die überwiegend Zeit seines Lebens war der Ablauf von (kurzfristigen) Stress (Jagd/Beerensammeln) und Zeiten der Entspannung (im Schutz des Lagers) geprägt. In der heutigen Zeit gibt es kaum große existentielle Ängste, stattdessen lauert die Gefahr überall: der Chef, der mit der nächsten Rüge droht – der mögliche Einbrecher/Autoknacker/Dieb – etc. Und dann in den Nachrichten die Bedrohung durch allerhand regionale Kriege oder einfach nur Spinner, die sich auf dem U-Bahnsteig mit Benzin übergiessen und anzünden.
Aber: Wie funktioniert der Mensch?
Jeder Mensch hat eigentlich ein sehr einfaches Konstruktionsprinzip. Durch die fünf Sinnen werden Informationen aus der Umgebung aufgefangen und dann intern verarbeitet. Als Ergebnis kommt es zu einer daraus resultierender Handlung. Wenn uns also etwas ärgert oder besonders freut, dann ist dieser Prozess, der uns steuert. Deshalb lohnt es sich diesen Prozess genauer zu betrachten.
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