Wie Steven Spielberg zum Großwildjäger wurde

Der Ursprung des Shitstorms der keiner war

Ein Bild erschüttert derzeit die Tierliebhaber in aller Welt. Nach Ex-König Juan Carlos nun ein weiterer Prominenter bei der Großwildjagd erwischt. Ein gewisser Jay Branscomb hat dieses Bild ins Internet gestellt mit der Bitte es weiterzuverteilen, wenn man so etwas nicht mag. – Reingefallen –

Emotional vs. rational

Wenn man Menschen befragt ob sie eher rational vorgehen oder emotional handeln, dann überschätzen viele den rationalen Anteil. Wir halten uns für überwiegend Kopf-gesteuert und lassen Emotionen nicht zu. – Glauben wir –

Das Beispiel oben ist natürlich pure Emotion. Und der Autor hat dieses Bild absichtsvoll mit dem tiefen Ton der Entrüstung ins Netz gestellt. Jay Branscomb ist in Wirklichkeit einer dieser Waffennarren aus den USA, die Schusswaffen im Privatbesitz für absolut richtig halten. Sein Plan ist aufgegangen:

Der Facebook-Eintrag wurde zigtausend Mal geteilt, geliked, etc. Natürlich vermutlich zunächst von Anhängern der Waffenlobby, dann aber zunehmend von Tierliebhabern und Tierschützern. Es kann ja auch nicht angehen, dass nun auch Steven Spielberg sich zu diesen Waffennarren schlägt. -Wie schon gesagt: reingefallen –

Im Original spricht Branscomb nur von „einem Mann, der ein Triceratops erlegt hat und nun davor posiert“. Ein Triceratops ist ein Dinosaurier und wir wissen alle, als die lebten gab es keine Kameras.

Ich möchte hier nicht in Schadenfreude schreiben. Ich habe mich selbst oft genug dabei erwischt emotional zu argumentieren (und natürlich hat mein rationaler Anteil (der Pressesprecher PFC) das gut begründet.

Ist emotional schlecht?

Die emotionale Komponente in uns ist vermutlich urgeschichtlich mit dem Übergang zum Säugetier entstanden, lange bevor wir als Menschen zu existieren begannen. Sie ist notwendig damit der Nachwuchs auch nach der Geburt eine gewisse Pflege bekommt. Es hat sich sicher auch für die Bildung von Rudeln bewährt.

Aber heutzutage erscheint es uns altmodisch, ja nahezu falsch, gefühlsduselig zu sein. Auch dazu gibt es Experimente. Das bekannteste ist sicher lich der Versuch, in dem ein Proband einen anderen Stromstöße verabreichen soll. Das würden Sie nie machen? Dann sollte man das Perfide an dem Experiment kennen.

Zwei Personen betreten einen Raum. Es geht um das Thema „Lernen“ – ein wissenschaftliches Experiment. Der Professor persönlich ist im weissen Kittel anwesend. Es wird gelost. Einer ist „Schüler“ und der Andere „Lehrer“. Zunächst wird der „Schüler“ mit ein paar Elektroden beklebt. Dann gehen der Professor und der „Lehrer“ in einen Nachbarraum, wo „Lehrer“ und „Schüler“ sich hören aber nicht sehen können. Dort ist ein Regler und ein Knopf.

Der Schüler bekommt nun von Lehrer Wortkombinationen gesagt. Dann wird abgefragt. Macht der Schüler es richtig werden die Übungen schwieriger. Mach der Schüler es falsch, dann muß der Lehrer auf Anweisung des Professors die Voltzahl am Regler etwas aufdrehen, den Satz sagen: „Ich bestrafe Sie mit xx Volt“ und den Knopf drücken.

Am Anfang ist das Feedback des Schülers eher leidlich beunruhigt: „Das hat gezwickt“. Irgendwann wird er „Au“ schreien und am Ende richtig laut vor Schmerzen schreien. Viele werden das Experiment irgendwann abbrechen. Einige machen weiter, selbst als der Schüler schon gar nicht mehr antwortet und man wohl meinen sollte, er sei ohnmächtig geworden.

Das Experiment wurde von Amerikanern in Deutschland gestartet. Man wollte das latente Nazi-Denken der Deutschen damit zeigen. Allerdings musste man feststellen, dass das Experiment auch in anderen Ländern und auch in den USA mit ähnlich erschreckenden Ergebnissen funktioniert. Der einzige Proband in diesem Experiment war der „Lehrer“, der „Schüler“ war natürlich ein Teil des Experiments und vorher eingewiesen. Die Auslosung am Anfang war gefaked.

Hier würde das frühzeitigere und stärkere Einsetzen der Emotionen einen deutlichen Mehrwert darstellen. Man denke nur an die Prügelszenen, die man in letzter Zeit vermehrt durch Überwachungskameras zu sehen bekommt, in deene auf am Boden liegende Personen noch brutal eingeschlagen und getreten wird.

Rational + emtional

Wer diesen Blog und vor allem die Erklärungsseiten verfolgt, der wird wissen: ein Patentrezept gibt es nicht.  Aber eine Regel kann man doch finden: Zwischen Aktion und unserer Reaktion gibt es sehr oft die Möglichkeit einen Zwischenschritt einzulegen.

Erst denken, dann handeln.

Das klingt wie eine Plattitüde und ist auch. Ohne Training wird das immer eine Plattitüde bleiben. Aber wir merken im Allgemeinen irgendwann, dass die Emotionen mit uns „durchgegangen“ sind. Und wenn man dann weiß, dass jetzt der rationale Anteil in uns nach Rechtfertigung sucht, kann man auch trainieren sich in die Rolle des Anderen zu versetzen.

„Warum hat der Andere so reagiert?“ „Weiß ich nicht“ – ist keine gute Antwort. Man kann mögliche Gründe beim Anderen dafür finden wenn man etwas intensiver nachdenkt und oft rühren die unsere Emotionen an. Hilfreich ist es solche Ereignisse schriftlich zu fixieren. Man kann diese Szene auch nachstellen und die Positionen markieren. Dann kann man versuchen in die Position des Anderen zu wechseln oder sich die Sache mal von aussen, sozusagen wie ein Beobachter zu betrachten. Solche Übungen lassen sich natürlich mit einer neutralen Unterstützung efffektiver gestalten – als Teil eines Coachings.

Und mit etwas intensiverer Auseinandersetzung mit dem Geschehen entdeckt man für sich Lernchancen um sich selbst zu verbessern. Und Stück für Stück kann es durch diese kleine Übung zur Achtsamkeit zu einer ausgewogeneren Balance zwischen emotionalen Fühlen und rationalem Denken kommen.

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